Die letzten Monate waren wirklich ein Wechselbad der Gefühle. Manchmal konnte ich es ausblenden und manchmal haben sich meine Gedanken nur um das Thema Schilddrüsenkrebs gedreht, wo ich dann sogar panisch wurde.
Vor 2 Jahren wurde eine Schilddrüsenunterfunktion bei mir festgestellt inkl. einem Kropf. Ich habe Tabletten bekommen und sollte einmal im Jahr zur Kontrolle. Soweit so gut, dachte ich mir. Danach wird alles besser und meine Beschwerden, wie Müdigkeit, Lustlosigkeit, miese Laune, die mich die letzten Jahre begleitet haben, sollten damit besser werden. Weit gefehlt zu den ganzen Punkten kam dann noch die Gewichtszunahme.
Im Frühjahr dieses Jahrs ging es mir gar nicht gut. Ende März sollte ich dann zur Schilddrüsenkontrolle bei der Nuklearmedizin. Der Termin wurde aber dann wegen Corona abgesagt und es sollte Juni werden. Bei der Untersuchung wurde dann festgestellt, dass der Kropf größer geworden ist, wäre ja nicht tragisch, dachte ich mir. Da er sich jedoch auch verändert hat, mussten 2 verschiedene Szintigramme gemacht werden. Das hat mich dann beunruhigt. Das Ergebnis kam dann kurze Zeit später Verdacht auf ein Schilddrüsenkarzinom. Da geht einem dann vieles durch den Kopf, wenn einem gesagt wird, das man Schilddrüsenkrebs haben könnte. Ich sollte dann eine Biopsie machen lassen, aber auch die Endokrinologin ging von einem Schilddrüsenkarzinom aus, allein nur vom Ultraschall, das war dann Mitte August. Mir wurde zu einer OP geraten, wo dann der linke Schilddrüsenlappen entfernt werden soll. Jetzt kam noch die Angst vor der Narkose hinzu, da ich noch nie in Vollnarkose war. Im Internet habe ich dann nach Alternativen gesucht. Dort bin ich auf die Thermoablation gestoßen. Hierbei wird unter Lokalanästhesie der Knoten per Hitze beschädigt und bildet sich dann im Laufe der Zeit zurück. Nur leider kam ich hierfür nicht in Frage aufgrund meines Befundes und so blieb nur die OP.
15.09. Vorgespräch – mir wurde im Krankenhaus, die OP erklärt und sofern der Tumor doch gutartig ist, wird in einer zweistündigen OP nur der betroffene linke Schilddrüsenlappen entfernt. Und normalerweise kann man dann nach 2 Tagen wieder nachhause. Mit viel Papier, die mich dann über die Risiken der OP und der Narkose aufgeklärt haben, bin ich nachhause gegangen.
15.10. Vorgespräch OP – Ich habe dem Anästhesisten meine Bedenken bzgl. der Narkose erläutert, jedoch ist eine Lokalanästhesie in dem Bereich nicht möglich wurde mir dann erklärt.
An diesem Tag musste ich dann noch den Corona-Test machen, Stäbchen in Rachen und Nase, das war übel. Ebenfalls wurde beim HNO-Arzt ein Stimmbandtest gemacht. Ich wusste nicht genau, was auf mich zukommt. Mir wurde eine Betäubung in den Mund gespritzt und mit einem Endoskop, was dann in den Rachen geführt wird, wurde die Beweglichkeit der Stimmbänder geprüft. Nach einigen His wurde die OP freigegeben.
Krankenhaus
19.10. Tag der OP – Ich habe kaum geschlafen, die Panik vor der Narkose hielt mich davon ab ein Auge zuzumachen und ich musste um 7 Uhr im Krankenhaus sein. Und ich dachte mir, wenn ich übermüdet bin, ist mir auch alles egal. Ich habe mich dann für die OP umgezogen und dann darauf gewartet, dass es 9 Uhr wird. Kurz bevor habe ich eine LMA-Tablette bekommen. Ich erinnere mich noch daran, dass ich in den Umbettungsraum geschoben wurde, ich wurde mit einer warmen Decke zugedeckt und dann Filmriss. Ich bin im Aufwachraum wieder zu mir gekommen, als die Infusion durchgelaufen war, wurde ich wieder aufs Zimmer gebracht und den Rest des Tages wurde von außen mit Kühlakku und von innen mit Wassereis gekühlt. Bis auf leichte Schluckbeschwerden ging es mir gut und auch die Stimme war in Ordnung.
20.10. Tag 1 nach der OP – Ich hatte mich darauf eingestellt am nächsten Tag nachhause zu können – nix wars. Der Schnellschnitt der während der OP vom entnommen Präparat gemacht wurde, erwies sich als fehlerhaft, so das sich der Verdacht doch bewahrheitet hat und es sich um ein papilläres Schilddrüsenkarzinom handelt, der auch schon einige Lymphknoten befallen hatte, das hatte zur Folge, das eine weitere OP notwendig war. Das musste ich erstmal verarbeiten.
Ich musste erneut zum Stimmbandtest, diesmal habe ich es durch die Nase machen lassen, das war etwas angenehmer.
Nachmittags gab es noch eine Nackenmassage. Durch den überstreckten Hals während der OP, war die Muskulatur doch ziemlich angespannt.
21.10. Tag der zweiten OP – Die Nacht war wieder nicht so erholsam, nicht nur das ich wieder wegen der OP nicht schlafen konnte. Auch das Liegen war für mich nicht einfach, da doch ein gewisser Zug auf dem Hals war, wenn ich auf der Seite lag. Für die OP gab es wieder eine LMA-Tablette. Diesmal kann ich mich jedoch erinnern, dass ich mich noch mit dem Anästhesisten unterhalten habe, bis ich weggetreten bin. In der dreistündigen OP wurde dann restliches Gewebe und Lymphknoten entfernt. Als ich aus der OP wieder aufgewacht bin, hing ich an 2 Schläuchen, links die Drainage und rechts der Tropf. Mir war übel und warm und die Stimme hatte es auch erwischt. Den Rest des Tages ging nicht wirklich viel, die OP steckte mir in den Knochen.
22.10. Da ich ständig ein kribbeln im Körper hatte oder mir sogar was eingeschlafen ist, musste ich Calcium nehmen und ich habe Infusionen bekommen. Auf den Calcium Wert wird nach so einer OP, sehr stark geachtet, da ein Mangel auch zu lebensgefährlichen Krämpfen führen kann. Da mein Calcium Wert so niedrig war, konnte ich erst am 26.10. nachhause.
29.10. Wieder Stimmband-Test. Seit der 2. OP ist meine Stimme ziemlich heißer und ich kann auch nicht laut reden. Auch habe ich Problem beim Schlucken und es kann passieren, das ich mich beim Trinken verschlucke. Ich habe mir dabei nichts gedacht, vielleicht ist alles noch gereizt durch den Beatmungsschlauch während der OP. Jedoch wurde festgestellt, das ein Nerv getroffen wurde und das linke Stimmband gelähmt ist.
Zukunft
Als nächstes steht ein Termin bei der Nuklearmedizin an. Zum einen wegen einer evtl. Radiojodtherapie um den restlichen Schilddrüsenkrebs zu bekämpfen und zum anderen muss ich auf die Tabletten eingestellt werden. Da ich nun keine Schilddrüse mehr habe, ist die Einnahme nun bis zum Rest meines Lebens notwendig.
Sollte sich meine Stimme nicht bessern, muss ich zur Logopädie, wo dann mit Übungen die Stimme wieder gekräftigt werden soll.
Bei einem bösartigen Tumor, wie es auch bei mir mit dem Schilddrüsenkrebs ist, wird man beim entsprechenden Krebsregister gemeldet, die die Daten für statistische Zwecke nutzen.
Aufgrund meines Alters ist die Prognose ganz gut, dass ich wieder vollkommen vom Schilddrüsenkrebs genese.